ebook img

Analysis III für Physiker [Lecture notes PDF

161 Pages·1999·0.888 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Analysis III für Physiker [Lecture notes

Analysis III fu(cid:127)r Physiker Wolf P. Barth Wintersemester 98/99 Mathematisches Institut der Universit(cid:127)at 1 Erlangen, Bismarckstra(cid:25)e 1 2 e-mail: [email protected] Version vom 22. M(cid:127)arz 1999 Inhaltsverzeichnis 4 Funktionentheorie 2 4.0 Die komplexen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 4.1 Komplex-di(cid:11)erenzierbare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 4.2 Komplexe Kurvenintegrale, Integralsatz und Integralformel von Cauchy . . . . . . . . 9 4.3 Potenzreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.4 Elementare Funktionen und analytische Fortsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2 4.4.1 Die Funktion z und ihre Umkehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.4.2 Die Umkehrfunktionen n-te Wurzel und ln(z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4.4.3 Stammfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 4.4.4 Analytische Fortsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.4.5 Satz von Liouville, Fundamentalsatz der Algebra . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.4.6 Weierstra(cid:25)produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.5 Laurentreihen und der Residuensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.5.1 Holomorphe Funktionen auf Kreisringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.5.2 Isolierte Singularit(cid:127)aten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.5.3 Der Residuensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.5.4 Partialbruchzerlegung nach Mittag-Le(cid:15)er . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.6 Die Riemannsche Zahlenkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.6.1 Stereographische Projektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.6.2 Die Riemannsche Zahlenkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.6.3 Die Gruppe der M(cid:127)obius-Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.6.4 Die Gruppe SU(2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.6.5 Funktionentheorie auf der Zahlenkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.7 Harmonische Funktionen und konforme Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 1 5 Gew(cid:127)ohnliche Di(cid:11)erentialgleichungen 82 5.1 Das Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 5.1.1 Di(cid:11)erentialgleichung mit getrennten Variablen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.1.2 Lineare Di(cid:11)erentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 5.2 Existenz- und Eindeutigkeitss(cid:127)atze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.3 Systeme von linearen Di(cid:11)erentialgleichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 5.3.1 Variation der Konstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.4 Systeme von linearen Di(cid:11)erentialgleichungen mit konstanten Koe(cid:14)zienten . . . . . . . 101 5.4.1 Station(cid:127)are Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.5 Di(cid:11)erentialgleichungen h(cid:127)oherer Ordnung mit konstanten Koe(cid:14)zienten . . . . . . . . . 110 5.5.1 Beispiel: Der harmonische Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 5.5.2 Zusammenfallende Eigenwerte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 5.6 Transformationsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 5.6.1 Eulersche Di(cid:11)erentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 5.6.2 Bernoullische Di(cid:11)erentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 5.6.3 Homogene Di(cid:11)erentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 5.6.4 Laplace-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 5.7 Autonome Systeme, Phasenportr(cid:127)ats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 5.7.1 Das exakte Pendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 5.7.2 Erste Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 5.7.3 Stabilit(cid:127)at station(cid:127)arer Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 5.7.4 Ljapunov-Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 5.8 Rand- und Eigenwertaufgaben bei linearen Di(cid:11)erentialgleichungen zweiter Ordnung. . 142 5.8.1 Randwertaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 5.8.2 Die schwingende Saite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 5.8.3 Selbstadjungierte Eigenwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 5.9 Di(cid:11)erentialgleichungen im Komplexen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 5.9.1 Existenz- und Eindeutigkeitsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 5.9.2 Monodromie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 5.9.3 Regul(cid:127)are singul(cid:127)are Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.9.4 Die hypergeometrische Di(cid:11)erentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 4 Funktionentheorie Zun(cid:127)achst eine kurze Liste von Lehrbu(cid:127)chern zur Funktionentheorie: (cid:15) Cartan,H.:Theorieelementairedesfonctionsanalytiquesd'uneouplusieursvariablescomplexes. Hermann, Paris 1961. Deutsch: BI-Verlag 1966 (cid:15) Fischer,W., Lieb,I.: Funktionentheorie. Vieweg 1980. (cid:15) Knopp,K.:Elemente der Funktionentheorie, Funktionentheorie I,II. 3 Bde., SammlungG(cid:127)oschen. (cid:15) Remmert R.: Funktionentheorie I,II. Springer 1984. 2 Unter Funktionentheorie versteht man die Theorie der komplex-di(cid:11)erenzierbaren Funktionen einer komplexen Variablen. Was 'komplex-di(cid:11)erenzierbar' hei(cid:25)t, werden wir dabei noch genau verstehen mu(cid:127)ssen. 4.0 Die komplexen Zahlen Die komplexen Zahlen, und erst recht, die komplex-wertigen Funktionen sind noch gar nicht so lange in der Mathematik heimisch Die Notwendigkeit, komplexe Zahlen einzufu(cid:127)hren, stellte sich nicht - wie man erwarten sollte - bei dem Versuch quadratische Gleichungen der Art 2 x +1 =0 nach x aufzul(cid:127)osen. Nein! Derartige Gleichungen sahen Griechen, Inder und Araber Jahrhunderte lang einfach nicht als sinnvoll an; die Notwendigkeit, sie aufzul(cid:127)osen gab es nicht. Anders war es nach der Aufstellung der sogenannten Cardanoschen Formeln (Beginn des 16. Jahrhunderts) zur Au(cid:13)(cid:127)osung der Gleichungen dritten Grades. Beim sogenannten 'Casus irreducibilis' bekam man reelle L(cid:127)osungen, die man aber nur mit Hilfe komplexer Zahlen hinschreiben konnte. Von da an konnten komplexe Zahlen nicht mehr verdr(cid:127)angt werden. Sp(cid:127)ater kamen dann die Erfolge Eulers (18. Jahrhundert), die allerdings nichtimmerganzhasenreinwaren,undzuBeginndes19.Jahrhundertsbegru(cid:127)ndetenCauchyundGau(cid:25) das Rechnen mitkomplexen Zahlen exakt. Allerdingsscheint selbst Gau(cid:25) zeitlebensdabeiein ungutes Gefu(cid:127)hl gehabt zu haben: Beweise, die er mit Hilfe komplexer Zahlen fand, versuchte er nachtr(cid:127)aglich so zu frisieren, da(cid:25) er sie ohne Verwendung dieser Zahlen schreiben konnte. Eigentlich sollten die Rechenregeln fu(cid:127)r komplexe Zahlen mittlerweile bekannt sein. Zur Sicherheit wollen wir sie noch einmal zusammenstellen: (cid:15) Eine komplexe Zahl c 2 C schreiben wir c =a+b(cid:1)i mit a;b 2IR: In dieser Schreibweise hei(cid:25)en a =Re(c) Realteil von c; b =Im(c) Imagin(cid:127)arteil von c: Die komplexe Zahl c(cid:22)=a(cid:0)b(cid:1)i hei(cid:25)t konjugiert{komplexe Zahl zu c. Die reelle Zahl p 2 2 jcj := a +b hei(cid:25)t der Betrag von c. (cid:15) Reelle Zahlen r 2 IR identi(cid:12)zieren wir mit den komplexen Zahlen r +0(cid:1)i. Unter r (cid:1)i;r 2 IR, verstehen wir die komplexe Zahl 0+r(cid:1)i (rein imagi(cid:127)are Zahl). (cid:15) Zwei komplexe Zahlen c1 =a1+b1(cid:1)i; c2 =a2+b2(cid:1)i 3 addieren und multiplizieren sich folgenderma(cid:25)en c1+c2 =(a1 +a2)+(b1+b2)(cid:1)i; c1(cid:1)c2 =(a1(cid:1)a2(cid:0)b1(cid:1)b2)+(a1(cid:1)b2+b1(cid:1)a2)(cid:1)i: Fu(cid:127)rreelle Zahlenc1 =a1 undc2 =a2 sinddiesdiegewohnten Rechenoperationen undau(cid:25)erdem gilt die Formel, wegen der man dies alles macht: 2 i =i(cid:1)i =(cid:0)1: Die Multiplikation komplexer Zahlen ist kommutativ (wir brauchen also keinen Unterschied zwischen b(cid:1)i und ib zu machen) und assoziativ. (cid:15) Fu(cid:127)r den Betrag gelten dabei die Rechenregeln jc1+c2j (cid:20) jc1j+jc2j (Dreiecksungleichung) jc1(cid:1)c2j = jc1j(cid:1)jc2j: Die Dreiecksungleichung folgt, weil der Betrag jcj nichts anderes ist als die Norm k (a;b) k des 2 Vektors (a;b) 2IR und die Betragsformel fu(cid:127)r das Produkt mu(cid:25) man halt nachrechnen. (cid:15) Das Quadrat des Betrags kann man auch so schreiben: 2 2 2 jcj =a +b =(a+b(cid:1)i)(cid:1)(a(cid:0)b(cid:1)i) =c(cid:1)c(cid:22): Fu(cid:127)r c 6=0 ist jcj 6=0 und es gilt 2 c(cid:22) jcj c(cid:1) = =1: 2 2 jcj jcj Damit haben wir ein einfache Formel fu(cid:127)r das Inverse einer komplexen Zahl c 6=0: 1 1 = (cid:1)c(cid:22): 2 c jcj (cid:15) EineFolgecn =an+bn(cid:1)ikonvergiertgegenc =a+b(cid:1)i,fallsReal-undImagin(cid:127)arteilekonvergieren: a =lim(an); b =lim(bn): 6 b............. ............. ............. ............. ............. .............s .............a+bi ............. ............. si .......................... ............. ............. 1s .............a - C 4 Aufgabe 4.1 a) Bestimmen Sie Real- und Imagin(cid:127)arteil der komplexen Zahlen 1(cid:0)i 1+2i und : 1+i 1(cid:0)2i p 2 b) Bestimmen Sie 1+2i, d.h., Real- und Imagin(cid:127)arteil aller komplexen Zahlen w mit w =1+2i. Aufgabe 4.2 Zeigen Sie X1 (cid:18)1+i(cid:19)k =1+i: 2 k=0 4.1 Komplex-di(cid:11)erenzierbare Funktionen Wir betrachten hier komplex-wertige Funktionen f :z 7!f(z) 2C de(cid:12)niert auf einer Teilmenge M (cid:26) C. (Sp(cid:127)ater wird M meistens o(cid:11)en sein.) Der Real- und der Ima- gin(cid:127)arteil von f u:=Re(f(z)); v := Im(f(z)) sind reelle Funktionen von z, beziehungsweise reelle Funktionen der beiden reellen Variablen x =Re(z); y =Im(z): Wir schreiben solche Funktionen immer f(z) =f(x+iy)=u(x;y)+iv(x;y): Beispiele: 1) Die komplexwertige Exponentialfunktion kann man u(cid:127)ber die Eulersche Formel de- (cid:12)nieren als z x+iy x e =e =e (cid:1)(cos(y)+i(cid:1)sin(y)): Hier ist also x x u(x;y) =e cos(y); v(x;y) =e sin(y): 2) Die Funktion 2 2 2 z 7!z =(x (cid:0)y )+2xy(cid:1)i hat Real- und Imagin(cid:127)arteil 2 2 2 2 u =Re(z )=x (cid:0)y ; v =Im(z ) =2xy: 3) Die Multiplikation fc :z 7!c(cid:1)z 5 mit einer festen komplexen Zahl c =a+ib 2C hat Real- und Imagin(cid:127)arteil u(x;y) =Re(c(cid:1)z) =a(cid:1)x(cid:0)b(cid:1)y v(x;y) =Im(c(cid:1)z) =b(cid:1)x+a(cid:1)y: 2 2 Beide Funktionen sind linear, wir k(cid:127)onnen sie zu einer IR{linearen AbbildungIR !IR zusammenfas- sen: ! ! ! Re(c(cid:1)z) a (cid:0)b x (x;y) 7! = (cid:1) : Im(c(cid:1)z) b a y Die Abbildungsmatrix ! ! a (cid:0)b cos((cid:11)) (cid:0)sin((cid:11)) =r(cid:1) b a sin((cid:11)) cos((cid:11)) mit p a b 2 2 r :=jcj = a +b ; cos((cid:11)) = ; sin((cid:11)) = r r beschreibt eine Dreh-Streckung mit dem Streckungsfaktor r um den Winkel (cid:11). Diese geometrische Bedeutung der Multiplikationkomplexer Zahlen ist der Grund dafu(cid:127)r, da(cid:25) man diese Multiplikation besonders vorteilhaft in Polarkoordinaten beschreibt: Jede komplexe Zahl c = a+ib kann man schreiben als c =r(cid:1)(cos((cid:11))+isin((cid:11))): Dabei ist r =0; (cid:11) beliebig fu(cid:127)r c =0, a b r =jcj; cos((cid:11)) = ; sin((cid:11)) = fu(cid:127)r c 6=0. r r Unter der Multiplikation multiplizieren sich die Betr(cid:127)age und addieren sich die Winkel: r(cos((cid:11))+isin((cid:11)))(cid:1)s(cos((cid:12))+isin((cid:12))) =rs(cid:1)(cos((cid:11)+(cid:12))+i(cid:1)sin((cid:11)+(cid:12))): WirmachenbeireellerDi(cid:11)erenzierbarkeitjetztkeinengro(cid:25)enUnterschiedmehrzwischenpartieller, totaler oder stetiger partieller Di(cid:11)erenzierbarkeit. Eine komplexwertige Funktion f(z) =u(x;y)+i(cid:1)v(x;y) ist reell-di(cid:11)erenzierbar in einem Punkt z 2 C, wenn fu(cid:127)r alle h=k+i(cid:1)l 2C; fu(cid:127)r die f(z+h) de(cid:12)niert ist, gilt ! ! ! ! (cid:12)(cid:12) !(cid:12)(cid:12) (cid:12)(cid:12) (cid:12)(cid:12) u(x+k;y+l) u(x;y) (cid:11) (cid:12) k (cid:12)(cid:12) k (cid:12)(cid:12) = + (cid:1) +(cid:12)(cid:12) (cid:12)(cid:12)(cid:1)(cid:8)(h) v(x+k;y+l) v(x;y) (cid:13) (cid:14) l (cid:12)(cid:12) l (cid:12)(cid:12) mit einer komplexwertigen Funktion (cid:8)(h), welche lim(cid:8)(h) =0 h!0 erfu(cid:127)llt. Die Funktionalmatrix ! ! (cid:11) (cid:12) ux(x;y) uy(x;y) = (cid:13) (cid:14) vx(x;y) vy(x;y) 6 2 2 0 beschreibt dabei eine IR{lineare Abbildung IR !IR , die Ableitung f (z) von f in z. De(cid:12)nition. Die komplexwertige Funktion f(z)=u(x;y)+i(cid:1)v(x;y) hei(cid:25)t komplex-di(cid:11)erenzierbar im Punkt z 2C falls sie dort reell (total) di(cid:11)erenzierbar ist und ihre Funktionalmatrix von der Form ! ! 0 ux(x;y) uy(x;y) a (cid:0)b f (z) = = vx(x;y) xy(x;y) b a ist, d.h., eine Drehstreckung, d.h. die Multiplikation mit einer komplexen Zahl c = a+ib beschreibt. 0 Diese komplexe Zahl c =ux+ivx hei(cid:25)t dann die komplexe Ableitung f (z) oder df=dz von f. SetztmandieMultiplikationsabbildunggleichindieBedingungdertotalenDi(cid:11)erenzierbarkeitein, so sieht man: f ist komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt z, falls ein c 2C existiert mit f(z+h) =f(z)+c(cid:1)h+jhj(cid:8)(h); lim(cid:8)(h) =0: h!0 Dies kann man auch so schreiben: f(z+h)(cid:0)f(z) 1 0 lim = lim (c(cid:1)h+jhj(cid:8)(h)) =c =f (z): h!0 h h!0 h Dies ist genau derselbe Di(cid:11)erentialquotient wie in der Analysis einer reellen Variablen, nur da(cid:25) der Punkt z, die Auslenkung h und die Werte der Funktion f komplex sind. Schauen wir uns die angegebene Bedingung an die Funktionalmatrix genau an, so (cid:12)nden wir: Die Funktion f(z) = u(x;y) +iv(x;y) ist komplex-di(cid:11)erenzierbar, falls sie reell{di(cid:11)erenzierbar ist, und falls fu(cid:127)r die partiellen Ableitungen gilt: ux = vy Cauchy-Riemann-Di(cid:11)erentialgleichungen uy = (cid:0)vx z Beispiele. 1) Fu(cid:127)r f(z)=e ist x x x u(x;y) =e cos(y); ux =e cos(y); uy =(cid:0)e sin(y) x x x v(x;y) =e sin(y); vx =e sin(y); vy = e cos(y) und es gilt ux =vy; uy =(cid:0)vx. Die komplexe Ableitung dieser Funktion ist - wie im Reellen - z de x z =ux+ivx =e (cos(y)+isin(y)) =e : dz 2 2) Fu(cid:127)r f(z) =z ist 2 2 u(x;y) =x (cid:0)y ; ux =2x; uy =(cid:0)2y v(x;y) =2xy; vx =2y; vy = 2x und auch hier sind die Cauchy{Riemann-Di(cid:11)erentialgleichungen erfu(cid:127)llt. Die komplexe Ableitung ist 2 dz =ux+ivx =2x+2iy =2z: dz 7 0 Die komplexe Ableitung f (z) einer komplex-di(cid:11)erenzierbaren Funktion f(z) =u(x;y)+i(cid:1)v(x;y) ist also die partielle Ableitung in x-Richtung 0 f (z) =ux(x;y)+i(cid:1)vx(x;y): Was ist nun aber die partielle Ableitung in y{Richtung? Wir werden wohl @f := uy +ivy @y setzen mu(cid:127)ssen. Fu(cid:127)rkomplex{di(cid:11)erenzierbaref folgt daraus mitdenCauchy-Riemann-Di(cid:11)erentialglei- chungen @f @f =uy +ivy =(cid:0)vx+iux =i(ux+ivx) =i(cid:1) : @y @x DakomplexeDi(cid:11)erenzierbarkeitw(cid:127)ortlichwieimReellende(cid:12)niertist,geltenauchw(cid:127)ortlichdieselben Rechenregeln (die Beweise sind n(cid:127)amlich w(cid:127)ortlich die gleichen): (cid:15) Ist die Funktion f komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt z, so ist sie dort stetig. (cid:15) Sind die Funktionen f1;f2 komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt z und c1;c2 2 C, so ist auch die Funktion c1f1+c2f2 komplex{di(cid:11)erenzierbar in z mit Ableitung 0 0 0 (c1f1+c2f2)(z) =c1f1(z)+c2f2(z) (Linearit(cid:127)at). (cid:15) SinddieFunktionenf1;f2 komplex{di(cid:11)erenzierbarimPunktz,soistesauchf1(cid:1)f2 mitAbleitung 0 0 0 (f1(cid:1)f2)(z) =f1(z)(cid:1)f2(z)+f1(z)(cid:1)f2(z) (Produktregel): (cid:15) Ist die Funktion f komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt z mit f(z) 6= 0, so ist dort auch 1=f in z di(cid:11)erenzierbar mit Ableitung (cid:18) (cid:19)0 0 1 f (z) (z) =(cid:0) : 2 f f (z) (cid:15) Ist die Funktion g komplex{di(cid:11)erenzierbarim Punkt z und f komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt g(z), so ist f (cid:14)g komplex{di(cid:11)erenzierbar im Punkt z mit Ableitung 0 0 0 (f (cid:14)g)(z) =f (g(z))(cid:1)g (z) (Kettenregel): Natu(cid:127)rlich ist wie im Reellen die Identit(cid:127)at f(z) =z komplex-di(cid:11)erenzierbar mit Ableitung 0 z =1: n AusderProduktformelfolgtdann,da(cid:25)jedePotenzf(z) =z ;n2IN;di(cid:11)erenzierbaristmitAbleitung n 0 n(cid:0)1 (z ) =nz : Wegen der Linearit(cid:127)at sind damit alle Polynome auf ganz C komplex{di(cid:11)erenzierbar. Eine rationale Funktion ist ein Quotient p(z) f(z)= q(z) 8 von zwei Polynomen p;q : C ! C. Sie ist de(cid:12)niert auf ganz C, bis auf die Nullstellen des Nenners (Pole). Wo die rationale Funktion de(cid:12)niert ist, gilt wie u(cid:127)blich (cid:18) (cid:19)0 0 0 p p(z)q(z)(cid:0)p(z)q (z) (z) = : 2 q q (z) Bisher kennen wir also die folgenden komplex{di(cid:11)erenzierbaren Funktionen: Polynome, oder allge- meiner rationale Funktionen und die e{Funktion, und alles was man daraus sinnvoll zusammensetzen kann. De(cid:12)nition:SeiM (cid:26)Co(cid:11)en.EineFunktionf : M !Chei(cid:25)tholomorph aufM,wennsieinjedem Punktz 2M komplex-di(cid:11)erenzierbarist.AustechnischenGru(cid:127)ndenwerden wirzus(cid:127)atzlichimmernoch voraussetzen, da(cid:25) die partiellen Ableitungen ux =vy und uy =(cid:0)vx stetig sind. Aufgabe 4.3 a) Berechnen Sie @f=@x und @f=@y fu(cid:127)r f(z) =z(cid:22). b) Kontrollieren Sie, ob f(z)=z(cid:22) die Cauchy-Riemann-Di(cid:11)erentialgleichungen erfu(cid:127)llt. Aufgabe 4.4 a) Zeigen Sie, da(cid:25) der Realteil u = Re(f) einer holomorphen Funktion f harmonisch ist, d.h., die Gleichung uxx+uyy =0 erfu(cid:127)llt. 2 2 b) Die reelle Funktion u(x;y) sei harmonisch auf dem Einheitskreis x +y < 1. Zeigen Sie: es gibt eine holomorphe Funktion f auf dem Einheitskreis mit u=Re(f). (cid:0)x c) Zeigen Sie, da(cid:25) u(x;y) = e (xsin(y)(cid:0)ycos(y)) harmonisch ist, und (cid:12)nden Sie ein zugeh(cid:127)origes holomorphes f. Aufgabe 4.5 Die Funktion f sei holomorph auf dem Einheitskreis E. Zeigen Sie: a) f(z) 2IR fu(cid:127)r alle z 2E ) f =const; b) jf(z)j =const ) f =const: 4.2 Komplexe Kurvenintegrale, Integralsatz und Integralformel von Cauchy Es sei (cid:13) : [a;b] ! C; t 7! z(t) einstu(cid:127)ckweisedi(cid:11)erenzierbarerWeginderkomplexenEbene.WirwollendaskomplexeKurvenintegral Z f(z)dz (cid:13) de(cid:12)nieren. Zun(cid:127)achst de(cid:12)nieren wir dieses Integral fu(cid:127)r den Fall, da(cid:25) der Weg (cid:13) eine reelles Intervall [(cid:11);(cid:12)] (cid:26) IR ist: Ist f(t) = u(t) +i (cid:1) v(t); t 2 [(cid:11);(cid:12)]; eine stetige komplex-wertige Funktion auf dem Intervall [(cid:11);(cid:12)], so setzt man Z Z Z Z Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) f(t)dt := u(t)dt+i(cid:1) v(t)dt = Re(f(t))dt+i(cid:1) Im(f(t))dt: (cid:11) (cid:11) (cid:11) (cid:11) (cid:11) 9 Fu(cid:127)r dieses komplexe Integral hat man, genau wie fu(cid:127)r das reelle Integral, die Standard-Absch(cid:127)atzung (cid:12) (cid:12) (cid:12)Z (cid:12) (cid:12) Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) f(t)dt(cid:12)(cid:20) jf(t)jdt: (cid:12) (cid:11) (cid:12) (cid:11) Der Beweis dafu(cid:127)r ist allerdings etwas trickreich: Sei Z (cid:12) f(t)dt =a+i(cid:1)b =c 6=0 (cid:11) 0 0 und c := c(cid:22)=jcj mit jcj=1. Dann ist Z Z (cid:12) (cid:12) 0 0 0 c (cid:1)f(t)dt =c (cid:1) f(t)dt =c (cid:1)c (cid:11) (cid:11) reell, also ! Z Z (cid:12) (cid:12) 0 0 Im(c (cid:1)f(t))dt =Im c (cid:1) f(t)dt =0; (cid:11) (cid:11) und (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12)Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12) 0 (cid:12) (cid:12) f(t)dt(cid:12) = (cid:12)c (cid:1) f(t)dt(cid:12) (cid:12) (cid:11) (cid:12) (cid:12) (cid:11) (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12)Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) 0 (cid:12) = (cid:12) c (cid:1)f(t)dt(cid:12) (cid:12) (cid:11) (cid:12) (cid:12) (cid:12) (cid:12)Z (cid:12) (cid:12) (cid:12) 0 (cid:12) = (cid:12) Re(c (cid:1)f(t))dt(cid:12) (cid:12) (cid:11) (cid:12) Z (cid:12) 0 (cid:20) jc (cid:1)f(t)jdt (cid:11) Z (cid:12) = jf(t)jdt: (cid:11) Jetzt sei (cid:13) : [(cid:11);(cid:12)] ! C ein komplexer Weg. Die Parametrisierungsabbildung k(cid:127)onnen wir in Real- und Imagin(cid:127)arteil trennen: (cid:13)(t) =z(t) =x(t)+i(cid:1)y(t): Der Weg hei(cid:25)t (stu(cid:127)ckweise) stetig di(cid:11)erenzierbar, wenn das fu(cid:127)r dessen Real- und Imagin(cid:127)arteil gilt. Dann de(cid:12)nieren wir, zun(cid:127)achst rein formal 0 dz := z (t)dt dx dy = ( +i(cid:1) )dt dt dt Z Z (cid:12) f(z)dz := f(z(t))dz(t) (cid:13) (cid:11) Z (cid:12) 0 = f(z(t))z (t)dt: (cid:11) 10

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.